Geschw-titelLangstrecken-Championat des VDD:

Top-platzierte arabische Vollblüter

 .21.12.2013 | Text: Friederike Borowsky |  Fotos: Bettina Ladegast, Victoria Oldenburg .

Mittlerweile benötigt ein Pferd-/Mensch-Team an die  tausend Kilometer Jahresleistung, um unter die TOP TEN des Langstrecken-Championats zu gelangen. Rechnet man die nötigen Trainingskilometer hinzu, kommen oft über 3000 pro anno heraus, 30.000 und mehr pro Lebens-Distanzkarriere, 50, 70.000, im Einzelfall über 100.000 km im Pferdeleben?

Halbgeschwister
Geschwister im Sattel und unterm Sattel: Shaik Azaar und Hamdani Adham – Halbbrüder von Shams el Arabi aus der Zucht von Anne Loba – siegten mit dem Geschwisterpaar Claudia Köhler und Stephan Bader beim Distanz-Langstrecken-Championat

Aber nur wenige Teams erreichen hohe Jahresleistungen über mehrere Jahre. Das diesjährige Siegerpaar, VA-Wallach Shaik Azaar mit seiner Reiterin Claudia Köhler aus Lütjensee, schaffte es bereits zum dritten Mal. 1728 Punkte ertrabten sie, vorzugsweise auf mehrtägigen Ritten. Über ein Drittel der Punktzahl, die sich aus Kilometer- und Platzierungpunkten zusammensetzt, holten sie auf dem Ritt über die Schwäbische Alb. Nur zwei der gestarteten Paare liefen dort die gesamte Strecke über 695 km: Azaar mit Claudia sowie die Drittplatzierten im Championat (s.u.).

Azaar stammt, wie das Pferd auf dem zweiten Platz, aus der Zucht von Anne Loba, Berlin. Zuvor hatte Claudia bereits mit Reitpony Jonny einen Stammplatz unter den TOP TEN im Langstreckenpreis, dem Vorläufer des Championats, darunter ein zweiter Platz.  

Ähnlich Bruder Stephan Bader: Mit Reitpony Ronja war er viele Jahre erfolgreich unterwegs, bevor er gemeinsam mit der Schwester je einen VA-Rapphengst vom Holderhof erstand. Mittlerweile sind der 12jährige Azaar und der 11jährige Adham allerdings Wallache – was manches einfacher macht. Seit 2010 haben sie die „Eintrittskarte“ für die Teilnahme an den Langstreckenehrungen: mindestens 1000 LD- oder MTR-Kilometer in der Wertung, alternativ drei Jahre lang je drei lange Distanzen bzw. Mehrtagesritte. Stephan Bader ritt seinen Hamdani Adham, wie Azaar ein Shams El Arabi–Sohn, mit 1665 Punkten auf den zweiten Platz.

Eine außergewöhnliche Leistung zeigte das Paar auf dem dritten Platz: Ein Isländer schob sich zwischen die hochblütigen Spitzenpferde: Kari vom Eichwiesenhof mit Anne Emmerich. Nur zwanzig Punkte trennten die beiden von Platz zwei!

Mit einem Abstand von über vierhundert Punkten (1226) folgte das langjährig erfolgreiche Paar Ajax (DRP, das auch stark arabisch beeinflusst aussieht) mit Caroline Luley, die mehrfach im Championat bzw. im Langstreckenpreis der vergangenen Jahre gesiegt hatten.

Samweis-Andrea
Drittbester Araber wurde der erst zehnjährige Partbred Samweis Gamdschie von Kamaloka mit Andrea Ehret

Auf Platz fünf: der erst zehnjährige Partbred-Araber Samweis Gamdschie mit Andrea Ehret, 1178 P.  Samweis Gamdschie stammt vom gleichermaßen sehr arabisch geprägten wie auch mit guten Reitpferdepoints ausgestatteten Shagya Kamaloka sowie einer Württemberger Mutter mit Trakehneranteilen. Kamaloka´s Vater Oman ist in die USA exportiert worden und erhielt dort nach Bewältigung des Tevis Cup den Titel „Horse of the Year“. Samweis ist erst 10 Jahre alt, läuft seit 2010 LD und hat auf diesen Strecken bereits 2330 km in der Wertung. Ein 1. Platz bei der Araber Trophy 2011 sowie ein zweiter Platz bei der Süddeutschen Meisterschaft waren die bisherigen Highlights der Karriere.

AV-Stute Mahayyl aus der Zucht und geritten von Sabine Pfaff, die gemeinsam seit Jahren auf langen Strecken meist recht flott unterwegs sind, fanden sich mit 1060 Punkten auf Platz neun.

Der mit seinem VA-Hengst Khazo und desssen Sohn Kimbal (Mutter: Connemara-Stute) als Dauersieger bekanne Bert Fichtel gelangte mit VA-Stute Halma (999 P.) auf den elften Platz – nachdem er bislang bei sämtlichen Langstreckenehrungen des VDD stets unter den TOP TEN abgeschlossen hatte.

Unter den 15 nächsten Paaren finden sich weitere elf Pferde der verschiedenen arabischen Zuchtrichtungen: ShA Jubeo du Fausset (Iris Weinig), VA Tacashi (Patricia Hess), VA Omar (Cornelia Koller), APb Zargun (Marcus Kirchner), ShA Mr. Sam Quinto (Peter Hertel), VA  Zsa Zsa Gabi (Jutta Ginsel), VA KS Diamant (Daniela Cortnum), A Rocket (Patricia Hess), VA Hadesh (Karin Capell, VA Gracira (Friederike Borowsky) sowie VA Tabajan (Nele Fleck), einige davon ebenfalls mit hoher KM-Lebenslaufleistung.

Hier die erfolgreichsten zwanzig arabischen Pferde im Langstrecken-Championat bzw. -Preis seit 1998 nach LD-/MTR-KM (in Klammern die Platzierungen nur der gegenwärtig noch laufenden Pferde/im Vergleich mit Pferden aller Rassen):
 
1.    A/Conn. Kimbal, t (Bert Fichtel), 10 948 km (-/2.)
2.    2. A/Tersker Czyppa, t (Ina Bader), 9545 km (-/3.)
3.    VA Khazo, t (Bert Fichtel), 6394 km (-/7.)
4.    VA Fassetta (Silke Muyschel-Engel), rd. 6000 km (1./8.)
5.    VA Masahib, t (Uta Wilhelmi), 5488 km (-/9.)
6.    VA Shaik Azaar (Claudia Köhler), 5262 (2./11.)
7.    A Korda (Friederike Borowsky), 5241 km (-/ 12.)
8.    VA Hadesh (Karin Capell), 5107 km (3./13.)
9.    VA Hamdani Adham (Stephan Bader), 4726 km (4./15.)
10.    AA Gandalf (Peter Hertel), 4552 km (-/17.)
11.    VA Marsianov (Karin Lembeck), 4526 km (-/18.)
12.    VA Georgia (Nicola Ohnemus), 4302 km (-/21.)
13.    A Kelim (Dirk Frenzel), 4295 km (-/22.)
14.    VA Ambra Al Shari (Eike Ebert), 4287 km (-/23.)
15.    VA Mocha (Cornelia Koller), rd. 4000 km (-/24.)
16.    VA Gracira (Friederike Borowsky), 3899 km (5./27.)
17.    VA MHR Silver Charm (Tatiana Peter), 3302 km (6./28.)
18.    VA Mahayyl (Sabine Pfaff), ca. 3000 km
19.    VA Shakira Bint Bint Sonoma (Dinie Achterstraat) ca. 3000 km
20.    ShA Jubeo du Fausset (Iris Weinig) ca. 3000 km (Bei den letzten drei Pferden ist die vollständige Kilometerzahl noch nicht nachgewiesen; weitere Pferde haben vermutlich ähnliche Leistungen erbracht, sind aber nicht im Championat gelistet.)

Besonders hervorhebenswert ist die Leistung der über 20jährigen Pferde, allen voran der 24jährigen MHR Silver Charm aus US-Zucht, die im 2012 über 1000 km gelaufen ist und auch in diesem Jahr fast 800 km geschafft hat. Ebenso erstaunlich: Fassetta, 21 Jahre alt  und immer noch auf MTR unterwegs.

Unter den TOP TEN aller Pferde machen die Araber 50% aus, unter den folgenden  
Zehn sind es 60%, von Platz 21 bis Platz 30  80% – insgesamt sind rund zwei Drittel aller langjährig erfolgreichen Langstrecken-Pferde Araber. Mit 14 Pferden stellen die Vollblutaraber die deutliche Mehrzahl gegenüber zwei Arabern, zwei Shagyas, einem Angloaraber und einem Partbred.

Ein Vergleich mit der VZAP-Distanzstatistik wird spannend, denn nicht alle Araber sind VZAP-Pferde. Und wie fällt der Vergleich aus zwischen den hoch Platzierten im laufenden Jahr mit den langjährig erfolgreichen Pferden? Klar ist auf jeden Fall, dass die TOP TEN in jedem Fall von den MTR-Pferden gestellt werden, nur mit langen Distanzen allein oder gar mit kürzeren Strecken hat niemand eine Chance. Am besten ist es, mit einem Ritt wie der Alb möglichst viele Kilometer einzubringen, wer dann noch zwei, drei weitere MTR oder auch ein, zwei Hundertmeiler beisteuern kann, landet mit Sicherheit weit vorn!